Deutschland und Österreich gehören zu den waldreichsten Ländern Europas. Täglich wächst mehr Holz nach, als geerntet werden kann. Doch Holz ist nicht gleich Holz. In seinen Baueigenschaften unterscheidet sich unser wichtigster nachwachsender Baustoff von allen Baumaterialien, die wir kennen. Denn er ist organisch, inhomogen, vielseitig und lebendig.
Der Naturbaustoff Holz besteht aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin, einer Kittsubstanz, die für die Verfestigung bzw. Verholzung der Zellen sorgt. Die einzelnen Holzzellen enthalten außerdem Gerb- und Farbstoffe, Harze und Fette. Die geben dem Kernholz seine Farbe und spielen bei der Abwehr von Schädlingen und Pilzen eine wichtige Rolle. Die Färbung des Kerns zeigt an, wie resistent eine Holzsorte ist. Farbkernhölzer mit einem dunkel gefärbten Kern zeigen eine weitaus höhere natürliche Resistenz als Hölzer mit farblosem Kern.
Licht, Wasser und Nährstoffe aus dem Boden sorgen dafür, dass unser Holz ständig nachwächst. In Wasser gelöste Nährstoffe und Mineralien werden über die Wurzeln eines Baumes aufgenommen und im äußeren Splintholz bis hinauf in die Baumkrone transportiert. Der größte Teil des Wassers verdunstet dort an der Unterseite der Blätter und erhält dadurch den Nährstoffstrom aufrecht. Der Rest sorgt dafür, dass die Blätter mithilfe des Chlorophylls die Energie des Sonnenlichts einfangen und in der sogenannten Photosynthese Kohlendioxid in Kohlenhydrate umwandeln können. Bei diesem Prozess entsteht nicht nur der Sauerstoff, den wir atmen, sondern auch ein Großteil der Assimilationsprodukte, die über die Bastschicht in den Holzkörper zurückgeleitet werden und diesen vermehren.
Für die Struktur des Holzes entscheidend sind die Jahresringe, die den Holzzuwachs eines Jahres repräsentieren. Im Frühjahr bildet sich innerhalb eines Jahresringes das weichere Frühholz, das den Wasser- und Nährstofftransport regelt. Im Sommer bildet sich das Spätholz, das ausschlaggebend ist für die Festigkeit. Je höher der Anteil an Spätholz, desto enger stehen die Jahresringe und desto härter, fester und dauerhafter ist das Holz. Die äußeren Jahresringe im saftführenden Holzmantel bezeichnet man als Splintholz, die inneren Jahresringe als Kernholz. Das Kernholz hat keine wasser- und nährstoffführende Funktion mehr, dafür ist es mit Holzinhaltstoffen angereichert. Die inneren fünf bis zwanzig Jahresringe werden auch als Herz- oder juveniles Holz bezeichnet. Besonderes Merkmal dieser Schicht ist die Weitlumigkeit der Zellen, die für eine geringe Rohdichte sorgt.